Als lebenslang sichtbare Folgen einer Hautreparatur entstehen Narben nach operativen Eingriffen, Unfällen aber auch Verbrennungen und Hauterkrankungen. Sie erinnern Betroffene oft an Erlebnisse, die sie vergessen wollten und können funktionell einschränken sowie als störend oder gar entstellend empfunden werden. Die Therapiemöglichkeiten richten sich nach dem Stadium der Wundheilung und der Beschaffenheit der Narbe.
Dr. med Arna Shab
Facharzt für Dermatologie und Venerologie MED AESTHET Dr. Shab, Frankfurt
Welche wichtigen Faktoren beeinflussen nach einer Operation oder Verletzung wie die Narbe später aussehen wird?
Das Aussehen und die Entwicklung der Narbe hängen von verschiedenen Faktoren ab: Prädisposition, hormonelle Schwankungen (beispielsweise während der Schwangerschaft), Ursache, Größe und Ort der Verletzung sowie die Nahttechnik. Bereits vorgeschädigte Haut und entzündliche oder infektiöse Erkrankungen im Verletzungs- beziehungsweise OP-Gebiet beeinflussen auch die Wundheilung. Generell gilt, je schneller und angemessener die Wunde durch einen Arzt versorgt wird, desto besser verheilt sie auch.
Eine Narbenbehand-lung umfasst zahlreiche Verfahren, die sich nach dem jeweiligen Narbentyp richtet. Welche Therapiemöglichkeiten empfehlen Sie, um Narben zu behandeln?
Für die Behandlung der Keloide wird in erster Linie die intraläsionale Injektion von Glukokortikoiden in Kombination mit Kryotherapie (Vereisung) oder Kryochirurgie eingesetzt. Die Okklusivtherapie zum Beispiel mit Silikon-Gelfolie kommt bei hypertrophen Narben zum Einsatz ebenso wie die fraktionierte ablative Lasertherapie. Bei Ohrkeloiden und flächigen Narben bei Kindern zeigt die Druckbehandlung gute Ergebnisse. Atrophe Narben hingegen werden in erster Linie mit Unterspritzungen behandelt.
Die Ultraschall-Narbenbehandlung kann in Kombination mit Narbensalben dazu führen, dass auch ältere und verhärtete Narben wieder elastischer und weniger auffällig werden. Liegt eine Narbenkontraktur oder eine Verwachsung vor, macht eine erneute OP mit einer spannungsfreien Naht Sinn.
Wann sollte mit der Behandlung begonnen werden?
So früh wie möglich! Wichtig ist vor allem eine adäquate Wundversorgung beim Arzt, damit Narben soweit möglich gar nicht erst entstehen. Die Wunde sollte vor Reizungen, Dehnungen und Sonneneinstrahlung geschützt werden. Wer zu Kelioden neigt, sollte sich auch keine Ohrlöcher stechen lassen. Wundspannungen können durch die Injektion von Botulinumtoxin A reduziert werden, da die Muskelaktivität dadurch verringert wird.
Worauf sollte bei Silikongelen geachtet werden?
Silikongele sollten frühzeitig und regelmäßig – also zweimal täglich – angewandt werden. Häufig werden Folien und Kissen als störend empfunden, wohingegen Gele und Cremes einfacher genutzt werden können. Da Silikongele transparent, geruchlos und hypoallergen sind, werden sie gut vertragen. Zusätzlich wird durch die Okklusion des Silikonfilms und der daraus folgenden Hydratation des Stratum Corneum die Kollagenaseaktivität angeregt.
Sie gehen hier auf Silikongele ein, werden diese ausschließlich im Einsatz der Narben-behandlung angewandt oder lassen sich hiermit auch andere Hautreaktionen behandeln?
Silikongele werden vielfach eingesetzt, zum Beispiel als Wundverband oder bei Radiodermatitis – eine Hautreaktion, die infolge ionisierender Bestrahlung entsteht – als silikonbeschichteter Verband. Silikongele bilden eine Art wasserabweisenden Mantel, der vor Feuchtigkeitsverlust schützt. Sie sind häufig Bestandteil von Handcremes, Wundsalben, Körperölen und Falten-Filler-Produkten und fixieren zudem Duftstoffe auf der Haut, ohne sich dabei fettig anzufühlen, und sorgen in Shampoos für glänzende Haare.
Dr. Arna Shab, Niedergelassener Dermatologe in Frankfurt. Schwerpunkte: Faltenbehandlung, ambulante Operationen, dermatologische und ästhetische Lasertherapie. Dr. Shab bietet in seiner Praxis in Frankfurt Leistungen der klassischen Dermatologie und der Ästhetik an. Um immer auf dem neuesten Stand zu bleiben, nimmt er regelmäßig an Fortbildungen teil. Moderne Techniken wie Laserbehandlungen oder computergestützte Verfahren nimmt er gerne in sein Praxisspektrum mit auf. Dr. Shab schreibt regelmäßig für Fachzeitschriften und spricht als Referent auf Arzt-Workshops.