Seit 1200 v. Chr. sind Operationsverfahren der Plastischen Chirurgie dokumentiert, seit fast 50 Jahren gibt es unsere Fachgesellschaft und seit 1978 ist die Plastische Chirurgie in der Weiterbildungsordnung der Ärzte verankert.
Univ.-Prof. Dr. med. Riccardo E. Giunta
Direktor der Abteilung für Handchirurgie, Plastische Chirurgie und Ästhetische Chirurgie Campus Innenstadt und Großhadern der Ludwig-Maximilians-Universität München; Präsident der Deutschen Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC)
Grund genug, das Jubiläumsjahr 2018 zu nutzen, um das Fachgebiet mit seinen vier Säulen, der Rekonstruktiven Chirurgie, der Handchirurgie, der Verbrennungschirurgie und der Ästhetischen Chirurgie, in seiner ganzen Vielfalt darzustellen und zu dokumentieren.
Am 16. Oktober 1968 wurde die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) in Bochum gegründet – damals noch unter dem Namen „Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen“. Seit nunmehr 25 Jahren gibt es den „Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie“, und die Plastische Chirurgie ist der breiten Bevölkerung bekannt.
Einen Einblick in die spannende Geschichte der Plastischen Chirurgie und der DGPRÄC bietet unsere „Timeline“. Unter www.50-jahre-dgpraec.de steht Interessierten nun eine übersichtliche, interaktive Dokumentation zur Verfügung. An dem Projekt wird stets weitergearbeitet. Zum einen wird unsere Geschichte zur Information von Patienten natürlich fortgeschrieben, zum anderen sind unsere Mitglieder herzlich eingeladen, ihren Beitrag zu leisten und weitere Inhalte anzuregen.
Wer es kompakter mag, der kann nun auch mit kurzen Animationsfilmen in das Thema einsteigen. Am Beispiel der Familie Neumann wird anschaulich dargestellt, was die vier Säulen leisten, und mit dem Missverständnis aufgeräumt, dass Plastische Chirurgie lediglich Ästhetische Chirurgie sei.
Ein Hauptschwerpunkt der Plastischen Chirurgie ist die Rekonstruktive Mikrochirurgie nach Verletzungen und Tumoren.
Die Filme sind über www.dgpraec.de oder per YouTube zu finden. Erstellt wurden sie mit dem Bereich „Design für Wirtschaft und Werbung“ der Berliner Universität der Künste unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Vock (http://klassewerbung.de).
Schließlich schafft die DGPRÄC 2018 durch verschiedene Aktionen in der Bevölkerung ein Bewusstsein dafür, wie vielseitig die Leistungen des Plastischen und Ästhetischen Chirurgen sind. Mit einem bundesweiten Tag der Plastischen Chirurgie zum 50-jährigen Gründungstag am 16. Oktober möchten wir daher alle unsere Mitglieder dabei unterstützen, in ihrer Region Profil zu zeigen und öffentlich sichtbar zu werden.
Die vier Säulen des Fachgebietes – Rekonstruktive Chirurgie, Handchirurgie, Verbrennungschirurgie und Ästhetische Chirurgie –
fußen auf dem breiten Fundament einer umfangreichen Forschung. Da Plastische Chirurgie an allen Regionen des Körpers angewandt wird, werden viele Operationen in enger interdisziplinärer Zusammenarbeit mit organgebundenen Fächern durchgeführt. Die Plastische Chirurgie versteht sich hier als für eine zeitgemäße Behandlung von großen Defekten notwendiges Fachgebiet, um zum Beispiel Extremitäten zu erhalten.
Ein Hauptschwerpunkt der Plastischen Chirurgie ist die Rekonstruktive Mikrochirurgie nach Verletzungen und Tumoren. Dies betrifft etwa die Brustrekonstruktion nach Brustkrebs, die an großen Kliniken in einem Brustzentrum durchgeführt wird. Der Plastische Chirurg übernimmt hier die Rolle des Brustrekonstrukteurs bei Mammakarzinom und baut diese vorwiegend mit freien Lappenplastiken wieder auf. Dabei handelt es sich um meist vom Bauch entnommenes Gewebe, das an der Brust dann mikrochirurgisch wieder an die Gefäße angeschlossen wird. Plastische Chirurgen sind als Ausdruck dieser engen interdisziplinären Kooperation in jedes Brustzentrum eingebunden, sodass jede Frau die Wahl hat, ob und wie ihre Brust wiederhergestellt wird.
Die Rekonstruktionen bei bösartigen Tumoren werden oft auch gemeinsam mit der Tumororthopädie sowie weiteren Fachgebieten koordiniert. So kann man auch sehr große Tumoren vollständig entfernen und durch Plastische Chirurgie Form und Funktion wiederherstellen.
Ein weiteres Beispiel betrifft die Behandlung von stark übergewichtigen Patienten, die nach einer Magenverkleinerungsoperation stark an Gewicht verlieren. In der Folge der Gewichtsabnahme kommt es zu stark störenden Erschlaffungen der Haut, die auch Entzündungen provozieren. Vor allem im Bereich des Bauches und des Gesäßes, der Oberschenkel, der Brust und der Oberarme kann das Gewebe sich häufig nicht mehr der Körperform anpassen. Durch Straffungsoperationen kann der Plastische Chirurg hier die Körperform und so die Lebensqualität deutlich verbessern.