Erstklassige Restaurants und Haute Cuisine kennt Deutschlands bekanntester Hotel- und Gastrokritiker Heinz Horrmann wie kaum ein anderer. Das Interview.
Heinz Horrmann
Herr Horrmann, was bedeutet für Sie Gourmet?
Scherzhaft: das Gegenteil von Gourmand, also von Vielfraß. Ernsthaft: Der Gourmet versteht, mit allen Sinnen zu genießen. Das Gericht wird mit den Augen, mit der Nase und dann erst mit dem Gaumen genossen.
Und was bedeutet für Sie Genuss?
Das ist auch die Basis für Genuss. Allerdings beschränkt sich der Begriff nicht allein auf Essen und Trinken. Genuss kann ebenso ein optisches Erlebnis wie die Lagune von Bora Bora oder ein ganz persönlicher Erfolg sein.
Ich mache aus jeder Mahlzeit ein kleines Genusserlebnis
Wann gönnen Sie sich besondere Gaumenfreuden?
Da intensive Arbeit und das Leben genießen kein Widerspruch ist, beginnen die Gaumenfreuden mit dem Frühstück mit frischen Beeren, Leberpastete mit gehobelten Wintertrüffeln oder Wildlachs auf Walnussbrot. So geht es weiter. Ich mache aus jeder Mahlzeit ein kleines Genusserlebnis. Und wenn ich zu Hause bin, koche ich selbst, zelebriere jedes Gericht.
Wie definieren Sie gutes Essen?
Gutes Essen ist die Kombination aus total frischen Produkten, handwerklich perfekt zubereitet mit einer ausgewogenen Balance der Aromen. Das i-Tüpfelchen ist dann die Kreativität beim Anrichten.
Beruflich ist besonders das Top-Preissegment Ihr Metier. Gehen Sie privat auch mal beim Italiener um die Ecke essen, und schmeckt es Ihnen da auch?
Selten, aber im Wechsel kommt das vor. Einmal im Jahr esse ich auch eine Currywurst, einen Wagyu-Burger oder eine Pizza, gerne auch mal ein gutes Schinkenbrot.
Sind Sie eigentlich auch ein Weinkenner?
Bei den Filmarbeiten von n-tv, „Ein Tag im Leben von Heinz Horrmann“, wurde ich gefragt, wofür ich das meiste Geld ausgebe. Da habe ich „Wein“ geantwortet. Wein ist nicht nur ein Getränk für mich, sondern ein Stück Lebensphilosophie. Ich muss keinen Rolls-Royce fahren, wohl aber genug alte Bordeaux (61er und 8er) im Keller und weiße Meursaults und Montrachets im Klimaschrank haben.
Wie kamen Sie eigentlich zu Ihrer Passion, den Gaumenfreuden des Lebens?
Den Grundstein hat mein Opa gelegt. Er war Kunstmaler und Weinexperte. Mit ihm habe ich gemeinsam am Herd gestanden und den Weinkeller sortiert. Da entstand die Passion. Nur, das allein ist zu wenig. Ich habe mit allen großen Köchen wie Paul Bocuse, Marc Haeberlin oder Dieter Müller gekocht, mit dem Ergebnis, dass ich in der VOX-Kocharena gegen die Sterneköche bestehen konnte.
Beim Hotel war es ebenso. Ich habe bei Ritz-Carlton den General-Manager-Lehrgang gemacht, damit mir keiner was erzählen konnte.
Was möchten Sie unseren Lesern bezüglich Gourmetwissen mit auf den Weg geben?
Ich wünsche allen die Gabe, genießen zu können, und das Glück, auch aus der einfachsten Mahlzeit ein kleines Erlebnis zu machen. Belohnen Sie sich selbst, bringen Sie Genuss in Ihren Alltag.