Im Interview spricht James Newton Howard über die Bedeutung von Bild und Ton und verrät, warum er nie Filmmusik machen wollte.
Bild und Ton – was bedeutet das für Sie?
Dies zu trennen, ist schier unmöglich. Möchte man eine Geschichte und wahre Emotionen transportieren, die das Herz erreichen, funktionieren Bild und Ton nur zusammen. Ich denke, dass ein guter Film beziehungsweise Bilder nur durch eine musikalische Untermalung ihr Ziel erreichen: den Betrachter abzuholen, ihn mitzureißen und zu begeistern. Das heißt, ein guter Film ist nur dann gut, wenn alles ineinanderspielt, Dialoge, Soundeffekte und Musik miteinander harmonieren.
Hat die Leidenschaft zur Musik sich schon in Ihrer Kindheit bemerkbar gemacht?
Ich habe bereits als Kleinkind, im Alter von zwei bis drei Jahren, Sounds, die ich gehört habe, versucht nachzuspielen. Meine Großmutter war eine klassische Geigerin und bemerkte mein musikalisches Talent sehr früh. Als ich vier Jahre alt war, schickte sie mich zu einem Klavierlehrer. Ich war ein ganz passabler Pianist als Kind und immer mit Leidenschaft dabei. Musik bedeutete schon als Kind alles für mich.
Wie ging Ihre musikalische Reise weiter?
Meine Leidenschaft für die Musik, im Besonderen für das Klavier, ebbte nicht ab. Ich studierte an der Music Academy of the West in Santa Barbara und an der USC School of Music Klavier im Hauptfach.
Dass ich Filmmusikkomponist geworden bin, ist aber eher ein glücklicher Unfall.
Nach dem Ende meiner formalen Ausbildung ging ich bei dem legendären Arrangeur Marty Paich in die Lehre, der mich in die Orchesterkomposition einführte. Trotz meiner klassischen Ausbildung interessierte ich mich immer auch für Rock- und Popmusik. Studio- und Tournee-Erfahrung sammelte ich beispielsweise durch die Zusammenarbeit mit Elton John, Barbra Streisand, Rod Stewart und Olivia Newton-John.
Wann haben Sie begonnen, sich für Filmmusik zu begeistern?
Als Kind, Teenager und junger Erwachsener hatte ich noch nicht im Sinn, Filmkomponist zu werden, und habe der Filmmusik auch keine besondere Beachtung geschenkt. Nichtsdestotrotz kann ich mich an einige signifikante Filmkompositionen aus meiner Kindheit erinnern.
Ich hatte meine Lebensaufgabe gefunden.
Zwei davon wurden von Elmer Bernstein geschrieben. Besonders präsent war für mich „The Ten Commandments“ (Die Zehn Gebote). Dieses Stück hat mich geprägt.
Genau wie das von ihm verfasste Werk „The Glory Seven“ (Die glorreichen Sieben). Ich kann mich auch an einige Kompositionen von Maximilian Raoul „Max“ Steiner erinnern, der schließlich zu den erfolgreichsten und einflussreichsten Filmmusikkomponisten der Kinogeschichte zählt und auch als „Vater der Filmmusik“ bezeichnet wird.
Er hat 1933 „King Kong und die weiße Frau“ vertont. 72 Jahre später habe ich die Filmmusik für „King Kong“ geschrieben – manche Zufälle sind schon beeindruckend. Dass ich Filmmusikkomponist geworden bin, ist aber eher ein glücklicher Unfall.
Warum?
Im Jahr 1985 wurde mir die erste Filmkomposition für „Head Office“ angeboten. Da ich zu diesem Zeitpunkt jedoch ein recht angesehener Studiomusiker war, lehnte ich zunächst ab.
Erst nach wiederholten Anfragen stimmte ich schließlich zu und ließ mich auf diese völlig neue Herausforderung in meinem Leben ein. Als ich meine anfängliche Skepsis abgelegt hatte, wurde mir schnell bewusst, wie viel Spaß ich daran fand. Ab diesem Moment wusste ich, dass ich nichts anderes mehr machen möchte – ich hatte meine Lebensaufgabe gefunden.