Auch für den Klimaschutz sind Smart-Home-Systeme ein wichtiger Baustein. Wo die größten Potenziale und Hemmnisse liegen, haben wir Tanja Loitz gefragt. Sie ist Geschäftsführerin der gemeinnützigen Beratunggesellschaft co2online. Die zeigt von Berlin aus mit mehr als 40 Energie- und Kommunikationsexperten, wie wirksamer Klimaschutz funktioniert.
Tanja Loitz
Speakerin und Geschäftsführerin co2online GmbH
Welche Vorteile sehen Sie in Smart-Home-Produkten bezüglich der Energieeffizienz?
Mit Smart-Home-Systemen können wir an zwei Stellen ansetzen, um für mehr Effizienz zu sorgen:
- durch eine intelligente Steuerung wie eine Wetterprognose oder indem Räume nur dann beheizt werden, wenn sie auch genutzt werden, und
- durch mehr Feedback zum Energieverbrauch – nicht nur einmal im Jahr mit der Abrechnung!
Wie sicher ist es, beispielsweise Heizungen oder Wärmepumpen über ein intelligentes System ohne die Kontrolle „durch die eigene Hand“ laufen zu lassen?
Die meisten Heizungen werden schon lange nicht mehr per Hand bedient. Eine automatische Nachtabsenkung etwa ist fast überall Standard. Aber diese Art der Steuerung ist nicht besonders smart. Treten Probleme auf, kann es lange dauern, bis sie entdeckt werden. Manchmal erst mit der jährlichen Abrechnung. Smarte Systeme sind da wesentlich schneller – und per Fernwartung können Fachleute auch schneller eingreifen.
Wie ausschlaggebend kann der Wechsel zu Smart-Home-Systemen sein, um nicht nur Energie und Kosten zu minimieren, sondern auch um nachhaltig und klimaneutral zu leben?
Für mehr Nachhaltigkeit und Klimaneutralität müssen wir so schnell wie möglich auf strombasierte Lösungen umsteigen – zum Beispiel auf Wärmepumpen in Heizungskellern und Photovoltaik auf den Dächern. Denn der für die Wärmepumpe und andere Bereiche verwendete Strom sollte erneuerbar sein, um möglichst wenig CO2 auszustoßen. Smart-Home-Systeme sorgen dafür, dass dieser Strom effizient genutzt wird. Sie kümmern sich automatisch um das, wofür wir Menschen meist weder Zeit noch Lust haben.
Mal windstill, mal bewölkt – erneuerbare Energien sind manchmal nur bedingt vorhanden. Ist bei dem Entstehen eines möglichen „Mangels“ an erneuerbaren Energien eine Energiewende möglich? Wenn ja, wie und warum spielt ein System für Energiemanagement eine entscheidende Rolle dafür?
Mit Energiemanagement lassen sich Schwankungen im Gesamtsystem ausgleichen – und auch einzelne Haushalte können davon profitieren. Denn bei viel Wind oder Sonne ist Strom billiger. Dann kann ein Wäschetrockner automatisch starten, das Elektroauto oder auch ein Wärmespeicher geladen werden. Ist Strom teuer, kann er aus einer Batterie wieder abgegeben werden. Allerdings fehlen dafür rechtliche Vorgaben und mehr Angebote für Privathaushalte.
Wie kann Smart Home in Ihren Augen noch nachhaltiger und effizienter werden? Woran sollte weiter geforscht/gearbeitet werden?
Wichtig ist, dass Smart-Home-Systeme dort eingesetzt werden, wo sich viel Energie sparen lässt. Smarte LED-Lampen mit verschiedenen Farben und Bewegungsmeldern sind schön und gut. Aber das größte Sparpotenzial im Privathaushalt gibt´s beim Heizen. Was dort häufig noch fehlt, sind Wärmemengenzähler. Damit lässt sich die Effizienz einer Heizanlage genau messen und Probleme werden schneller erkannt. Leider ist die Heizungsindustrie mit serienmäßigen Lösungen sehr zurückhaltend. Aber die brauchen wir, um Energie wirklich effizient zu nutzen.