Die Branche boomt: Laut einer Prognose von Statista* werden im Jahr 2026 27,7 Millionen Nutzer in Deutschland Smart-Home-Technologie nutzen. Ingeborg Esser, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Wirtschaftsinitiative Smart Living e. V., gibt Einblicke in dieses Thema.
Ingeborg Esser
Hauptgeschäftsführerin GdW Bundesverband deutscher
Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V.
Wie viele Menschen nutzen Smart Home in Deutschland?
Smart-Home-Technologie wird in vielen Haushalten genutzt. Smarte Lautsprecher sind sehr verbreitet, etwa elf Millionen Menschen in Deutschland nutzen sie. Auch die Steuerung von Heizung, Licht, Strom oder auch Rollläden über internetbasierte Anwendungen und mit Sprachassistenten ist verbreitet.
Was könnten Hindernisse für Verbraucher*innen sein?
Manche äußern Bedenken bezüglich des Datenschutzes. Wenn Nutzer*innen jedoch klare Vorteile aus Smart-Living-Technologien ziehen können, entscheiden sie sich meist dafür. Sie wünschen sich auch eine einfache Handhabung. Smart-Home-Geräte müssen leicht zu installieren und intuitiv anwendbar sein. Ein weiterer Faktor ist Interoperabilität – Geräte unterschiedlicher Hersteller sollten untereinander kommunizieren können.
Wie ist der technologische Fortschritt?
Wir haben in den letzten Jahren enorme Innovationsfortschritte erlebt, z. B. mit KI, künstlicher Intelligenz. Auch im Assistenz-Bereich ist viel passiert. Das ist insbesondere auch für ältere Menschen interessant, weil Smart-Home-Geräte helfen können, zu erkennen, wenn etwas nicht stimmt. Wenn z. B. die Kaffeemaschine morgens nicht angeschaltet wird, kann das ein Hinweis darauf sein, dass jemand Hilfe braucht. Dieser Hinweis lässt sich digital übermitteln. Auch Rauchwarnmelder mit Bewegungssensoren können dafür sorgen, dass Hilfe geholt wird, wenn man sie braucht.
Wo steht Deutschland bezüglich Entwicklung und Nutzung von Smart Homes im Vergleich?
Deutschland ist nach den USA und China der drittgrößte Markt für Smart-Home-Technologie weltweit, das ist enorm. Der Markt ist sehr dynamisch, mit Wachstumsraten von jährlich bis zu 20 Prozent. Wir sind in Deutschland ein Leitmarkt für Smart-Living-Technologien – mit Produkten made in Germany, die häufig in mittelständischen Unternehmen hergestellt werden.
Welche Nutzer*innen zählen zur „Hauptzielgruppe“?
Direkte Nutzer*innen sind meist zwischen 25 und 45 Jahre alt. In der älteren Zielgruppe sind es meist Angehörige oder Pflegedienste, die sich für die Nutzung von Smart-Home-Geräten und KI einsetzen. Auch für Vermieter und Verwaltungen sind smarte Technologien interessant, z. B. für einen effizienteren Betrieb des Gebäudes.
Wo sehen Sie Entwicklungspotenzial?
Smarte Heizungssteuerungen haben in Zeiten von Energieknappheit und steigenden Preisen viel Potential. Auch der effiziente Betrieb von Gebäuden, z. B. mit der vorausschauenden Wartung technischer Anlagen beispielsweise, wird sich weiterentwickeln. Zugangssysteme werden smarter, indem sie z. B. Warnungen verschicken, wenn etwas unverschlossen ist, oder indem sie verschiedene Schlüssel mit einem einzigen Chip ersetzen. Auch smarte Abrechnungssysteme sparen künftig Zeit und Aufwand. Ambient-Assisted-Living-Systeme werden in Zukunft viel erleichtern.
* https://de.statista.com/outlook/dmo/smart-home/deutschland