Je nach Studie haben rund 20 Prozent aller Frauen erhebliche Probleme mit ihrer Sexualität.
Dr. Anneliese Schwenkhagen
HORMONE-HAMBURG – Praxis für gynäkologische Endokrinologie Hamburg
Am häufigsten klagen sie über sexuelle Unlust – im Gegensatz zu Männern, die meistens unter Erektionsstörungen leiden, obwohl sie eigentlich Lust haben. Im Gespräch mit Dr. Anneliese Schwenkhagen wollten wir erfahren, was die häufigsten Gründe für den Libidoverlust sind.
Der Wunsch nach emotionaler Nähe ist bei den meisten Frauen in langen Partnerschaften essenziell für die Sexualität.
Sexuelle Lustlosigkeit muss nicht immer ein Problem sein. Wenn aber die Lebensqualität leidet und das Ganze zur Belastung wird, sollte man sich Hilfe suchen, sich zum Beispiel an seine Frauenärztin oder seinen Frauenarzt wenden. „Die Unlust zu verschweigen, ist keine Option, denn so wird sich nichts ändern.“ Aber auch das Gespräch mit dem Partner solle gesucht werden. „Wer nicht offen über seine Bedürfnisse, Sorgen, Ängste in der Sexualität spricht, kann sich schnell in einer Sackgasse wiederfinden.“
Libidoverlust in den Wechseljahren
In den Wechseljahren verändert sich bei vielen Frauen die Sexualität. „Hitzewallungen, Nachtschweiß und schlechter Schlaf können Frauen das Leben erschweren. Auch eine geringere Belastbarkeit, Stimmungsschwankungen sowie Gewichtsprobleme können sich negativ auf die Sexualität auswirken. Auch hier gilt es, mit dem Partner über das persönliche Befinden zu sprechen.“
Spielen diese typisch klimakterischen Beschwerden bei der Entstehung des sexuellen Problems eine Rolle, kann eine Hormontherapie hilfreich sein. Sei die Sexualität selbst problembeladen, könne auch die Hormontherapie nicht helfen.
„Angst vor den Wechseljahren müssen Frauen aber nicht haben: Für die Frage, wie sich die Sexualität nach den Wechseljahren im Vergleich zu der Situation vor den Wechseljahren entwickeln wird, ist die Beziehung zum Partner von entscheidender Bedeutung. Hat das Paar schon vor den Wechseljahren eine glückliche und für beide zufriedenstellende Sexualität erlebt, sind die Chancen gut, dass dies auch so bleibt“, sagt Schwenkhagen.
Liebe und Lust brauchen Zeit und Aufmerksamkeit
Ein häufiges Problem in langen Beziehungen ist die Alltagsroutine – die Liebe bleibt oft auf der Strecke. „Auf die Frage, wie viel sinnvolle Paarzeit sie in letzter Zeit mit ihrem Partner verbracht haben – nicht Gespräche über Kinder oder Finanzen –, kommt oft die Antwort: Keine. Wie soll da Lust aufkommen?“
Leidenschaft füreinander
„Der Wunsch nach emotionaler Nähe ist bei den meisten Frauen in langen Partnerschaften essenziell für die Sexualität.“ Studien zeigen auch, dass die Lust nicht von allein wieder Einzug in eine Beziehung hält. „Die Lust kommt meistens erst beim Machen, so wie der Appetit beim Essen. Dafür müssen aber auch die Rahmenbedingungen stimmen – und dafür müssen beide ihren Beitrag leisten.“