Fotos teilen, in der WhatsApp-Familiengruppe mitmischen, online einen Termin buchen oder eine Überweisung tätigen – Eveline Pupeter spricht im Interview mit uns darüber, weshalb es wichtig ist, ältere Menschen in die digitale Zukunft mitzunehmen.
Eveline Pupeter
Alleineigentümerin und Geschäftsführerin von emporia Telecom. Das österreichische Unternehmen entwickelt und produziert einfach zu bedienende Smartphones, Tablets und Tastentelefone speziell für ältere Menschen.
Warum ist es wichtig, dass Senioren mit digitalen Geräten wie einem Smartphone oder einem Tablet umgehen können?
Rund 50 Millionen Senioren in der EU sind nicht digitalisiert, besitzen weder Smartphone noch Computer. Sie sind abgeschnitten vom Online-Banking, haben keinen Zugang zum digitalen Amt, keinen digitalen Impfpass, sie können selbstständig weder ein Hotel buchen noch ein Online-Ticket bei der Deutschen Bahn. Für sehr viele Erledigungen im Alltag braucht man bereits jetzt ein Smartphone. Deshalb ist es eine gesellschaftliche Verpflichtung, die älteren Menschen mitzunehmen in die digitale Zukunft.
Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf das Kommunikationsverhalten der Senioren ausgewirkt?
Während der Pandemie waren viele ältere Menschen isoliert. Sie konnten ihre Kinder und Enkelkinder nicht sehen und waren ausgeschlossen von der Online-Familienkommunikation. Das war eine echte Tragödie. Corona hat einen Digitalisierungsschub ausgelöst, weil man erstmals richtig gespürt hat, was es heißt, nicht online sein zu können. Insbesondere die jüngeren Angehörigen haben für ihre Eltern und Großeltern einfach zu bedienende Smartphones gekauft, um sie mit WhatsApp oder Zoom aus der Isolation zu holen.
Warum ist der digitale Spalt zwischen Jung und Alt immer noch so groß?
Viele ältere Menschen haben große Angst, etwas falsch oder „kaputt“ zu machen. Das ist der größte Hemmschuh, was die Nutzung von Smartphones oder Computern betrifft. Diese Angst muss man den Senioren nehmen. Mit einfach zu bedienenden Geräten, umfassenden Bedienungsanleitungen in Papierform und mit Trainings, die speziell für diese Zielgruppe konzipiert sind.
Was macht gute Bedienbarkeit aus?
Gute Bedienbarkeit heißt, dass man ein technisches Gerät intuitiv bedienen kann, dass man nicht lange nachdenken muss bei der Handhabung. Das ist wie bei einem Auto: Blinker links, Gangschaltung rechts. Darauf muss man sich verlassen können. Genauso einfach und intuitiv muss das bei einem Smartphone oder Tablet sein. Haben Senioren spezielle Erwartungen an ein Smartphone oder ein Tablet? Grundsätzlich nicht, sie wollen damit genauso whatsappen, streamen, im Internet surfen, fotografieren etc. wie jüngere Generationen auch. Was allerdings mehr als 90 Prozent der Älteren erwarten, sind Geräte, die sie gut bedienen können. Aber wollen wir das in Wahrheit nicht alle?