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„Das Alter ist ein Geschenk“

Foto: Roberto Ferrantini

Uschi Glas (77) steht seit über 50 Jahren vor der Kamera, und nie hat sie ihre jugendliche Leichtigkeit verloren. Wie ihr das gelingt und was ihr wirklich am Herzen liegt, erzählt sie im Interview. 

Was fällt Ihnen als Erstes ein, wenn Sie „die neue Generation 60 plus“ hören?

Wir haben großes Glück, da unsere Generation viel gesünder und fitter ist als die Generationen vor uns. Meine Mutter beispielsweise war zwar auch noch recht fit für ihr Alter, aber längst nicht so wie wir heute. Wenn ich jedoch an meine Großmutter denke, da war sie mit 60 Jahren eine total aufgearbeitete Frau. So viel Arbeit, so viel Mühe, so viel Kummer und zwei Weltkriege haben ihre Spuren hinterlassen. Da haben wir es heute richtig gut. 


Uschi Glas ist einer der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands und engagiert sich mit Brotzeit e. V. dafür, dass jedes Kind vor Schulbeginn ein Frühstück bekommt.
(Foto: picture alliance/ dpa/ Christian Charisius)

Welche Vorteile hat das Leben jenseits der 60?

Man wird gelassener. Über viele Dinge regt man sich einfach nicht mehr auf und lässt auch mal etwas vorbeigehen. Man ist nicht in ständiger Panik um Familie und Job. Diese Gelassenheit tut einem unglaublich gut. 

Da wird man fast ein bisschen neidisch.

(lacht) Aber es ist wirklich so. Wenn man Kinder hat und berufstätig ist, ist immer etwas los. Ständig ist da diese gewisse Anspannung, weil man alles unter einen Hut bringen muss und jedem gerecht werden möchte. Wenn die Kinder aus dem Haus sind, ist diese Anspannung weg, man hat wieder mehr Freiheiten und Zeit für sich. 

War es schwierig, loszulassen und zurück zu sich selbst zu finden?

Wenn ein Kind nach dem anderen aus dem Haus geht, ist schon erst einmal eine gewisse Leere da, es fehlt einfach etwas. Das ist nicht so einfach und man muss lernen, damit umzugehen, dass einen die Kinder jetzt nicht mehr so brauchen wie vorher, da sie auf eigenen Beinen stehen. Das ist ein Prozess, aber man gewöhnt sich natürlich daran und ich bin selbstverständlich immer für meine Kinder da, wenn sie mich brauchen. Mama ist man schließlich nicht nur 20 Jahre lang, sondern sein ganzes Leben. 

Haben Sie neue Seiten an sich entdeckt, als Ihre Kinder aus dem Haus waren?

Ich bin ja in zweiter Ehe verheiratet und plötzlich konnten wir einfach spontan verreisen, ohne uns an den Ferien orientieren zu müssen. Wir haben für uns Fotosafaris entdeckt und genießen es sehr, die Möglichkeit zu haben, diese zu machen, wann immer wir Lust darauf haben. Das ist eine neue Freiheit, die man erlebt.

Gibt es Nachteile jenseits der 60?

Ich kann nur das Positive erwähnen: Ich bin gesund und fit – das ist ein großes Glück und nicht selbstverständlich. Ich bin rundum zufrieden.

Wie halten Sie sich so fit und gesund?

Ich versuche, jeden Tag 10.000 Schritte zu gehen. Das ist mein tägliches Ziel und das schaffe ich auch. Ich möchte mich bewegen. Ich bin überzeugt davon, dass Bewegung auch den Geist fit hält. Zudem ernähre ich mich gesund. Mein Mann und ich kochen sehr gern und viel zusammen. 

Ihre Jugendlichkeit haben Sie nie verloren. Wie machen Sie das?

Foto: Rene Teichmann via Shutterstock

Das Alter ist für mich nur eine Zahl. Und wenn Menschen zu mir sagen, dass sie nicht so alt werden wollen, dann antworte ich ihnen, dass sie vorher sterben müssen. Das Alter ist ein Geschenk. Und jeder sollte dankbar sein, der gesund alt werden darf.

Sie engagieren sich auch sozial. Was ist Ihr Herzensprojekt?

Schon seit Jahrzehnten setze ich mich für vieles ein, denn es ist einfach wichtig, etwas zurückzugeben. Das sollte jeder tun. Mein Herzensprojekt ist der Verein Brotzeit. Den habe ich 2008/2009 zusammen mit meinem Mann und Freunden gegründet. Wir versorgen jeden Tag rund 11.000 Schulkinder mit einem reichhaltigen Frühstück. Das wird von 1.400 Seniorinnen ausgegeben. Es gibt ein großes Buffet und jeder kann sich nehmen, was er möchte. Die Kinder können sich in Ruhe hinsetzen, miteinander plaudern und gehen dann ausgeglichen und ruhig in den Unterricht. Zudem entstehen neue Freundschaften, und auch unsere Seniorinnen lieben das, weil sie eine Aufgabe haben und glücklich sind, Zeit mit den Kindern zu verbringen. Da wir immer größer werden, brauchen wir natürlich auch immer neue Seniorinnen (und gern auch Senioren), die uns unterstützen wollen. Brotzeit ist die größte und wichtigste Aufgabe, die ich habe, und das erfüllt mich mit Glück. 

Sie möchten mehr über Uschi Glas erfahren?

Weitere Informationen finden Sie auf Ihrer Webseite und auf Instagram @uschi_glas_official.

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