Spanien hat so viel mehr zu bieten als endlos lange Sandstrände, köstliche Tapas, Flamenco, Wein und Sonne satt. Wer den perfekten Mix aus moderner Architektur, Wissenschaft, Kunst und Tradition erleben möchte, findet ihn auf einer Städtereise in die spanischen Metropolen Bilbao, Valencia oder Sevilla.
Bilbao liegt, von grünen Hügeln umgeben, im Baskenland im Norden Spaniens. Heute ist die ehemals graue Industrie- und Hafenstadt vor allem für moderne Architektur und ihre Museen weltberühmt.
Gehry, Foster, Calatrava, Starck
Das vom amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry gebaute Guggenheim-Museum veränderte die Hafen- und Industriestadt nachhaltig. Seit seiner Eröffnung hat sich die baskische Metropole zu einem der beliebtesten Reiseziele Spaniens entwickelt. Keine Frage, ein Besuch des spektakulären Museums ist für Bilbao-Besucher Pflicht: Sehr zentral am Ufer des Nervión-Flusses gelegen, beherbergt das futuristische, mit Titan verkleidete Gebäude auf einer Ausstellungsfläche von über 11.000 Quadratmetern Kunst des 20. Jahrhunderts. Daneben geben sich internationale Stararchitekten in Bilbao die Klinke in die Hand: die Metro von Norman Forster, der Flughafen von Santiago Calatrava und die Alhóndiga, ein zum Kulturzentrum umgestaltetes ehemaliges Weinlager von Philippe Starck katapultieren die baskische Metropole in die Moderne.
Die Altstadt von Bilbao ist ein Labyrinth aus engen Gassen und historischen Gebäuden. Viele Kneipen, in denen man Pinxtos – die baskischen Tapas – essen kann, befinden sich hier. Wer ins Baskenland reist, sollte auch einen Besuch in einer „Sidrería“ (baskisch: Sagardotegia)einplanen. Hier wird regionale Küche in original baskischer Atmosphäre serviert. Spektakulär und exquisit sind die riesigen Rinderkottelets, die auf offenem Feuer gegrillt werden, dazu direkt vom Fass gezapfte Sidra – der lokale Apfelwein, der für die Gegend typisch ist.
Beliebtes Verkehrsmittel in Bilbao ist die U-Bahn, die von Norman Foster ihre „Fosteritos“ genannten U-Bahn-Stationen bekommen hat. Wo Gehry und Foster ihre Spuren hinterlassen, kann auch Calatrava nicht weit sein. Und richtig. Über dem einst verschmutzten und heute wieder sauberen Fluss Nervión scheint Santiago Calatravas Brücke fast zu schweben, ganz so, als gälten die Gesetze der Schwerkraft in Bilbao nicht.
Bilbao-Tipp
Auch Gustave Eiffel hat sich ganz in der Nähe mit einer Brücke verewigt: Die Viscaya-Brücke, die Eiffel gemeinsam mit dem baskischen Architekten Alberto de Palacio y Elissague baute, ist eine Hängebrücke, die seit ihrer Einweihung im Jahr 1893 die beiden Städte Getxo und Portugalete etwas nordwestlich von Bilbao miteinander verbindet und zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Wer schon an der Küste ist: Wild zerklüftete Felsen, steile Buchten mit wunderbaren Sandstränden, der Atlantik ist hier rau und imposant … Einen Tag am Meer sollten Bilbao-Besucher unbedingt einplanen.
Mit der Seilbahn auf den Artxanda
Apropos Schwerkraft: In der altmodischen roten Seilbahn gleitet man wie schwerelos den „Artxanda“ hinauf. Oben angekommen eröffnet sich Besuchern ein atemberaubender Blick auf die Stadt. Besonders schön zur Stunde des Sonnenuntergangs, wenn in der Stadt die ersten Lichter angehen.
Valencia: Romantik und Wissenschaft
Vom wilden Atlantik reisen wir ans Mittelmeer: Hier liegt Valencia, Spaniens drittgrößte Stadt, im milden Licht des Mare Nostrum, Spaniens drittgrößte Stadt. Valencia ist für duftende Orangenbäume, die prächtige Lonja de la Seda – eine Seidenbörse aus dem 15. Jahrhundert, und farbenfrohe Häuser bekannt. Von der Renaissance bis zum Jugendstil finden sich hier die Spuren sämtlicher Epochen.
Valencia zeigt nicht nur den Glanz vergangener Zeiten, sondern rückt auch die Moderne ins Licht. In der gigantischen Stadt der Künste und Wissenschaften, der Ciudad de les Arts i les Ciènces, treffen wir einen Bekannten aus Bilbao wieder: Santiago Calatrava, der aus Valencia stammt, hat den futuristischen Kultur- und Freizeit-Komplex gemeinsam mit Félix Candela entworfen. Aus mehreren Wasserlandschaften und verschiedenen Gebäuden bestehend wurde er ein Wahrzeichen Valencias. Attraktionen wie das 3D-Kino L’Hemisfèric, das L’Oceanogràfic (eines der größten Aquarien Europas), das Science Center, das L’Umbracle („Sonnendach“) und die Oper finden sich hier.
Das Museu de les Ciències Príncipe Felipe ähnelt von außen dem Skelett eines Wals. Im Inneren des 3-stöckigen interaktiven Museums werden die Naturgesetze und das, was mit Evolution oder Technologie zu tun hat, veranschaulicht. Man sollte genug Zeit einplanen, um alles anzusehen. Der gesamte Freizeitkomplex von Calatrava liegt in einem zum Park umgewandelten ehemaligen Flussbett. Erreichen lässt er sich am besten mit dem Fahrrad vom Stadtzentrum.
Stärkung in der Markthalle, Spaziergang im Botanischen Garten
Kleine Stärkung gefällig? Der Mercat Central de Valencia sorgt für das leibliche Wohl. Die im Jugendstil erbaute Markthalle ist in ihrer Größe einzigartig in Europa: Auf rund 8.000 Quadratmetern finden sich an die 1.200 Marktstände mit einer riesigen Auswahl mediterraner Delikatessen. Wer sie noch nicht probiert hat, sollte unbedingt eine „Horchata“ kosten, ein typisches Getränk aus Erdmandeln. Unbedingt probieren muss man natürlich auch eine Paella. Das weltbekannte Gericht kommt ebenfalls aus Valencia. Der Tag klingt aus mit einem Spaziergang im bezaubernden Botanischen Garten der Universität, eine grüne Oase aus dem 18. Jahrhundert, inmitten der Stadt.
Andalusische Schönheit mit maurischen Wurzeln
Wir reisen weiter nach Andalusien und tauchen in die historische Altstadt von Sevilla mit ihren weiß getünchten Häusern, blumenberankten Fassaden und verwinkelten Gassen ein.
Wer eine Städtereise nach Sevilla macht, sollte der gotischen Kathedrale Sevillas Santa María de la Sede einen Besuch abstatten. Sie ist die größte gotische Kirche Spaniens und eine der größten der Welt. Ihr Glockenturm, die Giralda, ist ein Relikt aus der Zeit der Mauren, die 500 Jahre über die Stadt herrschten. Sie war das ehemalige Minarett der Hauptmoschee und wurde, wie der vorgelagerte Orangenhof, nach der christlichen Rückeroberung im 13. Jahrhundert, der Reconquista, nicht zerstört.
Auch der Besuch des ehemals maurischen Palastes Reales Alcázares ist ein Muss. Wie Sevillas Kathedrale gehört auch er zum UNESCO-Weltkulturerbe. Heute wird er als Residenz der spanischen Königsfamilie genutzt, wenn sie sich in Sevilla aufhält. Wer sich nach der Besichtigungstour eine kleine Pause im Freien gönnen möchte: Der 1929 zur Iberoamerikanischen Ausstellung fertiggestellte Plaza de España im herrlich angelegten Parque María Luisa lädt zum Verweilen ein. Oder man genießt die Ansicht der Stadt an Bord eines der Ausflugsschiffe auf dem malerischen Guadalquivir.
Im Palacio de las Dueñas, der zum Ende des 15. Jahrhunderts im Stil der Renaissance für die Herzogin von Alba gebaut wurde, finden sich gotische und maurische Elemente. Er liegt etwas versteckt und hat wunderschön angelegte Gärten, die ebenso wie das gut erhaltene Interieur besichtigt werden können. Im Palacio de la Condesa de Lebrija wiederum, einem Stadtpalast und ehemaligen Wohnsitz einer Adelsfamilie, wurde ein Museum eingerichtet. Die Räume sind angefüllt mit Kunst und prachtvoll ausgestattet, auch herrliche Mosaike gibt es zu bestaunen.
Kunst satt gibt es auch im Museo de Bellas Artes zu sehen, das in einem ehemaligen Kloster mit mehreren Innenhöfen beheimatet ist. Das Museum der Schönen Künste von Sevilla ist neben dem Prado in Madrid das wohl bedeutendste Kunstmuseum Spaniens. Hier finden sich Werke aus dem Mittelalter bis hin zum 20. Jahrhundert, vor allem von spanischen Künstlern wie Francisco de Zurbarán, Velázquez und Bartolomé Murillo.
Typisch Andalusien: Flamenco
Doch halt – was wäre Andalusien ohne Flamenco? Sevillas Stadtteil Triana ist das Zentrum des berühmten Tanzes. Zahlreiche Lokale, in denen man Tapas und dabei eine Flamenco-Show genießen kann, finden sich hier, zum Beispiel das Orillas de Triana, das Teatro Flamenco Triana oder El Palacio Andaluz. Im Zentrum von Sevilla ist auch das Museo del Baile Flamenco angesiedelt, das sich ganz dem weltberühmten andalusischen Tanz widmet und in dem regelmäßig gute Flamenco-Aufführungen stattfinden.
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